Spielsucht

Wir wollen auf eine weitere sogenannte stoffungebundene Sucht hinweisen, die sich scheinbar „spielerisch“ in unseren Alltag schleicht und dabei großen Schaden anrichten kann, die Spielsucht.

Die Spielsucht wird so definiert: „Die Störung der pathologischen Glücksspieler beruht auf sich häufig wiederholendem, episodenhaftem Glücksspiel, das die Lebensführung der betroffenen Personen beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt.“

Von pathologischem Spielen kann also gesprochen werden, wenn:

 

- der Zeit- und/oder Geldaufwand für das Spielen ein derartiges Ausmaß annimmt, dass ein subjektiver (und          ökonomischer) Leidensdruck entsteht.

- die alltägliche Lebensführung eingeengt ist auf eine übermäßige gedankliche, emotionale und                             unverhältnismäßige Ausrichtung auf das Spielen.

- durch das Spielen im sozialen Umfeld Störungen auftreten.

 

Das Spielen kann sich dann in folgender Weise auf die tägliche Lebensführung auswirken:

Ein Großteil der Zeit wird mit dem Spiel oder der Beschaffung von Geld zum Spielen verbracht. Zunächst beginnt alles ganz harmlos: Der Spielautomat hat einen kleinen Gewinn ausgeschüttet, dann vielleicht einen größeren. Man ist von dem Spiel fasziniert und meint vielleicht sogar, finanzielle Probleme lösen zu können, wenn man nur mehr Geld einsetzt.

 

Häufig werden größere Geldsummen verspielt oder die einzelnen Spielphasen über den eigentlichen geplanten Zeitraum hinaus ausgedehnt. Es besteht das Bedürfnis, die Höhe oder Häufigkeit der Einsätze zu steigern, um die gewünschte Erregung zu erreichen. Besteht keine Möglichkeit zum Spielen, kommt es zu Unruhe und Reizbarkeit. Schließlich darf kein Tag vergehen, an dem nicht das Geld durch den Automaten rauscht. Mehr und mehr kreist das Erleben und Verhalten der Betroffenen um das Glücksspiel. Sie sind süchtig nach dem Gefühl der Euphorie, das sie überkommt, wenn sie sich der Spielsucht hingeben. Ein ähnlich ekstatisches Gefühl erleben auch Abhängige stoffgebundener Süchte

Wenn die Konflikte zu Hause mal wieder übermächtig werden, bietet der Spielautomat eine Zuflucht. Eine Zuflucht, die allzu schnell zur Falle werden kann. Denn spätestens zu diesem Zeitpunkt hat der Teufelskreis der Sucht begonnen. Körpereigene Drogen (sog. Endorphine) sorgen u.a. dafür, dass der Spielsüchtige die beschriebenen Gefühle erlebt.

 

Es wiederholt sich die Wechselwirkung von Verspielen von Geld und Weiterspielen am nächsten Tag, um den Verlust zurückzugewinnen. Wiederholt wird der Versuch unternommen, das Spiel einzuschränken oder ganz damit aufzuhören. Es wird auch dann häufig gespielt, wenn berufliche oder private Verpflichtungen anstehen.

 

Wichtige Aktivitäten in Beruf, Privatleben und Freizeit werden vernachlässigt oder ganz aufgegeben, um spielen zu können. Trotz wachsender, von ihm/ihr nicht mehr zu bezahlender Schulden und trotz der im sozialen, beruflichen oder juristischen Bereich aufkommenden Probleme ist er/sie aber nicht in der Lage, das Spielen aufzugeben.

 

So wie die Alkoholsucht und die Drogensucht verläuft auch die Spielsucht in Phasen. Nach Kellermann (Kellermann B. 1987) unterscheidet man folgende Phasen:

 

Einstieg: In der Regel lernen die Patienten das Glücksspiel zufällig kennen. Sie litten aber häufig bereits unter Depressionen und einem geringen Selbstwertgefühl.

 

Erleichterung: In diesem Stadium fühlen sich die Spieler wohl, machten positive Erfahrungen durch Erfolge beim Spiel. Misserfolge werden nicht ernst genommen.

 

Gewöhnung: Man spielt häufiger und intensiver, obgleich die anfänglichen angenehmen Erfahrungen nicht mehr so häufig sind. Das Spielen wird Medikament gegen Unruhe und Angespanntheit.

 

Abhängigkeit: Es wird immer exzessiver, besessener gespielt. Es wird wichtiger als berufliche Existenz und Familie. Partnerschaftliche Verbindungen zerbrechen, finanzielle Rückhalte werden verspielt.

 

 

Nicht jeder, der Spaß am Spiel hat, ist aber auch spielsüchtig. Erst wenn der Spieldrang nicht mehr zu kontrollieren ist und man sich ständig gedanklich damit beschäftigt, kann eine krankhafte Sucht vorliegen. Auch wer versucht, häuslichen Problemen und Konflikten durch das Glücksspiel zu entkommen, ist gefährdet. Wenn eine Spielsucht vorliegt, ist sie behandlungsbedürftig.